Urologische Vorsorge: „Die Angst ist groß, nach wie vor“

Oberarzt Dr. Christian Wöhrer an seinem Schreibtisch in der Klinik Oberwart

Im Bild: Oberarzt Dr. Christian Wöhrer

Oberarzt Dr. Christian Wöhrer von der Abteilung für Urologie der Klinik Oberwart in der Radio Burgenland Sprechstunde im Gespräch mit Moderatorin Nicole Aigner zum Thema Männergesundheit.

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung beim Mann. In Österreich erkranken rund 6.000 Patienten jährlich neu. Davon sterben 1.300 Erkrankte pro Jahr. „Vorsorge ist essentiell und sollte ab dem 45. Lebensjahr, bei Männern mit erhöhtem Risiko ab dem 40. Lebensjahr, stattfinden“, betont Oberarzt Dr. Christian Wöhrer von der Abteilung für Urologie der Klinik Oberwart. Männer seien jedoch immer noch Vorsorgemuffel. Daran hätte sich auch in den vergangenen Jahren nicht viel geändert. Obwohl: Aktionen wie „Movember“ oder „Loose Tie“ zeigen Wirkung – beides Kampagnen der Österreichischen Krebshilfe, die das Bewusstsein der Krebsvorsorge speziell beim Mann schärfen sollen. In Sachen Gesundheitsbewusstsein sei aber noch „Luft nach oben“, wie der Urologe und Allgemeinmediziner betont. „Meine persönliche Erfahrung ist, dass Männer grundsätzlich später zum Arzt gehen als Frauen.“

Dabei sei Früherkennung von großer Bedeutung. Beim männlichen Geschlecht konzentriert sich diese auf mehrere Faktoren. So etwa Hodenkrebs. Dieser kommt bereits beim jungen Mann ab dem 20. Lebensjahr vor. „Es ist ganz wichtig, dass sich junge Männer ab diesem Alter monatlich selbst untersuchen und bei einer Veränderung einen Urologen aufsuchen“, erklärt OA Dr. Christian Wöhrer und betont einmal mehr, dass Urologen auch Ansprechpartner für junge Männer seien.

Aus urologischer Sicht ebenso ein Thema ist der Blasenkrebs. Davon sind Männer zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Frauen. In fünf Prozent der Fälle kommt Blasenkrebs bereits vor dem 40. Lebensjahr vor. Hier empfiehlt sich eine Harnuntersuchung einmal im Jahr.

Kostenloser Check-up

Grundsätzlich haben alle Personen ab dem 18. Lebensjahr einmal im Jahr Anspruch auf eine kostenlose Vorsorgeuntersuchung. Dabei spielen Hausärzt*innen eine zentrale Rolle. Die Vorsorgeuntersuchung in der allgemein-medizinischen Praxis deckt ein weites gesundheitliches Feld ab. In ihrem Rahmen werden beispielsweise Haltungsfehler aufgedeckt, Schutzimpfungen durchgeführt und der Fokus speziell auf die Früherkennung des metabolischen Syndroms gelegt. „Man spricht auch vom tödlichen Quartett. Das kann auch schon in der Kindheit und Jugend auftreten. Es setzt sich aus Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und hohen Blutfetten zusammen“, weiß der Experte. Durch die Kombination all dieser Erkrankungen über einen längeren Zeitraum steige das das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall oft unbemerkt.

Das Klischee vom hohen Blutdruck bei Männern ist laut Urologen gar keines. Statistisch stimme das Klischee bis zum 65. Lebensjahr. Hier seien Männer häufiger betroffen als Frauen. Neben genetischen Faktoren sind als Ursachen vor allem ungesunder Lebensstil, falsche Ernährung, Fettleibigkeit, übermäßiger Alkohol- und Salzkonsum sowie Bewegungsmangel anzuführen. Ab dem 65. Lebensjahr würden jedoch Frauen genauso häufig an hohem Blutdruck leiden wie Männer.

Hang zum Risiko und Angst vor Untersuchungsergebnissen

Mehr rauchen, mehr trinken: Bei Männern ist die Risikobereitschaft generell höher, so die Erfahrung des Arztes. Ebenso problematisch sei, die Angst zum Arzt zu gehen und die Folgen einer Diagnose ertragen zu müssen. „Die Angst ist groß, nach wie vor. Das sehe vor allem ich als Urologe“, betont der Oberarzt. Hinzu kämen oft auch Scham und Scheu vor urologischen Untersuchungen.

Bewusstes Leben, Vorsorge und Gesundheit sollten definitiv Themen in einer Beziehung bzw. Partnerschaft sein. Dabei gehe es um die physische, die psychische und die soziale Gesundheit jeder Partnerin und jedes Partners in jedem Alter. Der Tipp des Experten: Am besten direkt ansprechen.

Offenheit sei auch generell in der Beziehung zwischen Ärztin/Arzt und Patient wichtig. Gerade psychologische Aspekte würden in der Arbeit von Urolog*innen immer wichtiger. Fast täglich sei auch der Experte in der Klinik Oberwart mit Themen wie Unfruchtbarkeit oder Erektionsstörungen konfrontiert, die oft psychische und keine körperlichen Ursachen haben. Hier sei es wichtig, psychologische Fähigkeiten zu besitzen, um das Vertrauen des Patienten zu gewinnen und somit einen Behandlungs- und Therapieerfolg zu erzielen.

Hier geht es zum Podcast "Radio Burgenland Sprechstunde"