Prostatakrebs ist bei Männern die häufigste Krebsart. Etwa 25 Prozent aller Krebserkrankungen bei Männern betreffen die Prostata. Zum Vergleich: Der zweithäufigste Krebs bei Männern, das Lungenkarzinom, und der dritthäufigste, der Darmkrebs, sind beide zusammen deutlich seltener als Prostatakarzinome. Allein in Österreich erkranken jährlich circa 7.000 Männer an Prostatakrebs. Rund 1.200 bis 1.300 Betroffene sterben jährlich daran. „Die Heilungschancen beim Prostatakarzinom sind sehr gut – abhängig davon, wie früh man das Karzinom erkennt“, erklärt Primarius Dr. Gottfried Pfleger, Abteilungsleiter der Urologie in der Klinik Oberwart.
Neue medizinische Errungenschaften
Mit ein Grund für die guten Heilungschancen sind zahlreiche neue medizinische Errungenschaften. „Für das lokal begrenzte Prostatakarzinom ergibt sich durch die Roboterchirurgie eine deutliche Verbesserung, vor allem was Kontinenz und Potenz betrifft“, so der Experte. In der Klinik Oberwart stehen für urologische Eingriffe zwei OP-Roboter, ein da Vinci-Single-Port und ein da Vinci-Multi-Port, zur Verfügung. Auch beim metastasierten Prostatakarzinom gibt es eine Vielzahl an neuen Medikamenten, welche die Überlebenszeit auch für diese Patienten um Jahre steigen lassen. Eine davon ist die sogenannte Radioligandentherapie. „Das ist eine elegante Methode, um eine radioaktive Substanz direkt in die Metastasen zu bringen. Dabei wird die radioaktive Substanz an ein Molekül gebunden, das sich in den Knochenmetastasen anreichert. Dadurch wird die radioaktive Substanz direkt an die Metastasen gebracht“, erklärt der Urologe.
Prostatakrebsvorsorge
Für die Prostatakrebsvorsorge wird empfohlen, den ersten PSA-Wert mit 45 Jahren bestimmen zu lassen. „Dies gilt nicht für Männer, bei denen eine Verwandtschaft ersten Grades, also Vater oder Bruder, ein Prostatakarzinom hatte“, schränkt der Primar ein. Diese sollten schon mit 40 Jahren die erste Vorsorgeuntersuchung machen. Die Intervalle für die Vorsorge hängen vom PSA-Wert ab. Ist dieser sehr niedrig, reicht eine Untersuchung in vier bis fünf Jahren. Ist er indes erhöht, empfiehlt sich eine jährliche Untersuchung. Ab dem 50. Lebensjahr sollte man den PSA-Wert jährlich bestimmen lassen. „Wichtig ist nämlich nicht nur die Höhe, sondern auch der Verlauf des Wertes“, so die Erklärung des Experten.
Wichtig zu wissen: Bei Prostatakarzinomen gibt es keine Frühsymptome. Macht der Krebs einmal Beschwerden, ist dieser meist schon im Spätstadium. Umso wichtiger sei die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung. Geht es um eine gutartige Vergrößerung können ein abgeschwächter Harnstrahl, Brennen beim Wasserlassen sowie nächtliches Wasserlassen Hinweise darauf sein. Auch diese Warnzeichen gehören durch Fachärzt*innen abgeklärt.
Vorbeugung
Die Ernährung spielt bei der Vorbeugung von Prostatakrebs eine wesentliche Rolle. Positive Auswirkungen zeigt die vermehrte Zufuhr von pflanzlichen Nahrungsmitteln, z.B. Phytoöstrogenen. Sie sind etwa in Soja enthalten. „In Europa ist auffallend, dass die skandinavischen Länder eine höhere Prostatakrebsrate haben als die mediterranen Länder“, weiß der Mediziner. Die Gründe sind in der Ernährung zu finden. Viel pflanzliche Kost und Fisch anstelle von Fleisch könne die Prostatakarzinomrate deutlich verringern.
Darüber hinaus gelten die üblichen Empfehlungen im Rahmen der Vorsorge: gesunde Ernährung mit fünf Mal Obst und Gemüse am Tag, Gewichtsreduktion, Vermeiden von tierischen Fetten und rotem Fleisch. Empfohlen werden asiatische und mediterrane Ernährungsweisen sowie regelmäßige Bewegung.
Neun Mythen rund um die Prostata
Mythos 1:Die Prostata ist unnötig.
„Das ist natürlich ein Mythos. Die Prostata ist ein wichtiger Teil der männlichen Fortpflanzungsorgane“, betont Primar Pfleger. Der Grund: Das Sekret der Prostata ermöglicht den Samenzellen das Aufsteigen in die Gebärmutter und damit die Befruchtung. Prinzipiell können man aber auch ohne Prostata leben.
Mythos 2: Nur eine vergrößerte Prostata macht Probleme.
Die Prostata liegt tief im Becken unmittelbar vor dem Mastdarm, hinter der Blase. Im gesunden Zustand ist sie circa so groß wie eine Walnuss. Im fortgeschrittenen Alter ist sie oft vergrößert. Die Vergrößerung trifft grundsätzlich alle Männer, denn ab etwa 40 bis 45 Jahren beginnt die Prostata zu wachsen. „Das lässt sich auch nicht verhindern“, weiß der Experte. Ob die Vergrößerung auch Beschwerden macht, hängt davon ab, in welche Richtung sie sich vergrößert.
Eine vergrößerte Prostata kann Probleme machen, muss es aber nicht. Vergrößert sich die Prostata in Richtung Harnröhre, wird diese eingeengt und der Mann bekommt Probleme beim Urinieren und hat einen abgeschwächten Harnstrahl. Der Drang, häufig aufs WC zu gehen, nimmt zu. „Vergrößert sich die Prostata hingegen von der Harnröhre weg, kann sie sehr groß werden, ohne dass der Mann dies überhaupt bemerkt oder Probleme bekommt.“
Gut zu wissen: Auch eine nicht vergrößerte Prostata kann Probleme machen, etwa infolge einer Entzündung. Beschwerden beim Urinieren oder Fieber können die Folge sein. Und: Auch eine nicht vergrößerte Prostata kann ein Karzinom enthalten. Prostatakrebs hat nichts mit der Größe der Prostata zu tun.
Mythos 3: Eine Prostatauntersuchung ist mindestens so unangenehm wie ein Zahnarztbesuch.
„Aus meiner Sicht ist eine zahnärztliche Behandlung wesentlich unangenehmer als eine urologische Untersuchung“, so der Urologe. Was viele nicht wissen: Der Tastbefund im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung, der von vielen Männern als sehr unangenehm empfunden wird, ist nicht mehr notwendig. „Die Kontrolle des PSA-Wertes im Blut ist wesentlich exakter und viel aussagekräftiger als der Tastbefund. Bisher haben wir den Tastbefund und die Blutabnahme kombiniert, Untersuchungen zeigen uns, dass wir auf den Tastbefund verzichten können“, so die Erklärung des Experten.
Mythos 4: Ist der PSA-Wert erhöht, bedeutet das automatisch, dass der Betroffene Krebs hat.
Nein, ein erhöhter PSA-Wert bedeutet nicht automatisch eine Krebserkrankung. Der PSA-Wert kann auch aufgrund einer Entzündung der Prostata erhöht sein. Chronische Entzündungen können manchmal unbemerkt, da ohne Beschwerden, vorhanden sein. Der PSA-Wert kann auch infolge einer vergrößerten Prostata höher sein, denn je größer Organ, desto höher ist die PSA-Produktion.
Mythos 5: Testosteron verursacht Krebs.
Testosteron verursacht das Karzinom nicht, aber es begünstigt es. In der Behandlung des Prostatakrebses wird deshalb eine Senkung des Testosterons als Therapie eingesetzt. „Testosteron beeinflusst also die Entwicklung und das Wachstum des Karzinoms, aber es ist nicht die Ursache für die Entstehung des Karzinoms.“
Mythos 6: Häufiges Radfahren schadet der Prostata.
Radfahren und Prostatakrebs haben keinen Zusammenhang. Dieser Mythos entsteht dadurch, dass der PSA-Wert durch das Radfahren kurzfristig erhöht sein kann. Die Erhöhung des Wertes ergibt sich durch die „Massage“ der Prostata durch das Radfahren.
Mythos 7: Wer im Stehen uriniert, erkennt selbst, ob die Prostata vergrößert ist.
„Das stimmt nicht. Ein Mann hat selbst keine Chance zu erkennen, ob seine Prostata vergrößert ist oder nicht“, betont Primar Pfleger. Möglich wäre, dass ein abgeschwächter Harnstrahl beim Urinieren im Stehen schneller erkannt wird als im Sitzen. Eine Vergrößerung der Prostata sei damit aber nicht zu diagnostizieren. „Urinieren im Stehen ist kein Ersatz für die Vorsorgeuntersuchung.“
Mythos 8: Wer viel Sex hat, tut etwas für die Prostata.
„Das ist wissenschaftlich nicht wirklich bewiesen“, so der Experte. Viel Sex könne durchaus gut sein. Die Entstehung des Prostatakarzinoms würde man damit aber nicht verhindern können. Zum Thema gibt es unterschiedliche Untersuchungen. Anzunehmen sei, dass Männer, die mehr Sex hätten, auch körperbewusster seien, sich gesünder ernähren und mehr Sport betreiben würden und dadurch das Karzinomrisiko verringern würden.
Mythos 9: Viel Wassertrinken kann Prostatakrebs vorbeugen.
Die Menge an Wasser, die Männer zu sich nehmen, und die Entstehung von Prostatakarzinomen haben keinen Zusammenhang. Es ist aber grundsätzlich wichtig, genügend Wasser zu trinken. Verhindern kann man die Entstehung von Krebs dadurch aber nicht.

