Hygiene rettet Leben

Dr.in Katharina Mach im weißen Arztkittel
Oberärztin Katharina Mach von der Klinik Oberwart in der Radio Burgenland Sprechstunde zum Thema Hygiene.

In der modernen Medizin spielt Hygiene eine zentrale Rolle – ohne sie wären viele Behandlungen schlichtweg undenkbar. In der Radio Burgenland Sprechstunde sprach Oberärztin Dr.in Katharina Mach von der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Klinik Oberwart über die Bedeutung von Hygiene im medizinischen Alltag, über Herausforderungen durch multiresistente Keime und über den Beitrag, den auch Patient*innen und Besucher*innen leisten können.

„Moderne Medizin funktioniert nicht ohne konsequente Hygiene – sie ist eine ihrer tragenden Säulen“, betont die Expertin. In Krankenhäusern gelten daher besonders strenge Hygienevorschriften: Händedesinfektion vor und nach jedem Patientenkontakt, das Tragen von Schutzkleidung in bestimmten Situationen und der bewusste Umgang mit Antibiotika sind essenzielle Maßnahmen zur Vermeidung der Verbreitung multiresistenter Keime.

Multiresistente Keime: Unsichtbare Gefahr

Ein wachsendes Problem stellen sogenannte multiresistente Keime dar – Bakterien, gegen die viele gängige Antibiotika keine Wirkung mehr zeigen. „Diese Keime entstehen nicht nur durch den übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin, sondern auch durch Desinfektionsmittel, Pestizide und Herbizide und den Einsatz von Antibiotika in der industriellen Tierhaltung. Unsere normalen Antibiotika wirken nicht mehr. Das gefährdet den Erfolg der modernen Medizin in Bereichen wie der Onkologie, bei Transplantationen, Frühgeburten oder in der Intensivmedizin“, warnt die Oberärztin. Besonders gefährdet sind Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder künstlichen Zugängen wie Venenkathetern.

Sogenannte Krankenhauskeime sind multiresistente Keime. Sie werden fast immer über die Hände und Oberflächen übertragen. Die häufigsten Erkrankungen durch solche Keime sind Lungenentzündungen, Harnwegsinfektionen und Katheterinfektionen. „Das Problem ist, dass die Behandlungsmöglichkeiten eingeschränkt sind und die neuen antimikrobiellen Substanzen mitunter unangenehme Nebenwirkungen haben. Die Erreger und ihre Resistenzen sind auch schwer zu diagnostizieren. Zudem sind die Behandlungen teuer“, betont Dr.in Mach.

Multiresistente Erreger lassen sich nicht mehr vollständig tilgen – sie sind inzwischen weltweit verbreitet, sogar in Bevölkerungsgruppen ohne Zugang zu modernen Medikamenten. Ihre Ausbreitung erfolgt nicht nur direkt von Mensch zu Mensch, sondern auch durch Weitergabe von Resistenzgenen unter Bakterien.

Unser Körper: Lebensraum für Mikroorganismen

Dr.in Katharina Mach erinnert daran, dass der menschliche Körper natürlicherweise von Mikroorganismen besiedelt ist – auf der Haut und im Darm. Ihre Stoffwechselprodukte steuern zahlreiche Abläufe in unserem Körper. Viele Bereiche seien bislang noch unerforscht. Genom-Analysen würden aber immer klarere Erkenntnisse bringen. „Gute“ Bakterien, Viren und Pilze sind überlebenswichtig, etwa für die Verdauung. Durch unsachgemäße Antibiotika-Anwendung würden diese jedoch oft unnötig zerstört. Das schafft Lebensraum für resistente Keime.

Händehygiene: Der wichtigste Schutz

Die einfachste und gleichzeitig wirksamste Hygienemaßnahme bleibt die Händehygiene. Sie schützt nicht nur Patient*innen, sondern auch das Personal und Besucher*innen. Schon beim Betreten des Krankenhauses sollten Besucher*innen ihre Hände desinfizieren – Desinfektionsmittelspender stehen dafür überall in den Häusern bereit. „So tragen Sie keine Keime von außen ein und helfen, besonders gefährdete Personen zu schützen“, erklärt Dr.in Mach. Auch Patient*innen können unterstützend wirken, nicht nur durch eigene Hygienemaßnahmen, sondern auch durch genaue Beobachtung und Hinweise, sollte gegen Maßnahmen verstoßen werden.

Auch zuhause spielt Hygiene eine Rolle – allerdings in deutlich abgeschwächter Form. „Im Alltag reicht Seife völlig aus. Im Krankenhaus ist jedoch Desinfektion unerlässlich – und muss konsequent durchgeführt werden“, so die Medizinerin.

Hygiene rund um Operationen

Im Operationssaal gelten höchste Hygienestandards: spezielle Kleidung, Händedesinfektion, Kopfbedeckung, sterile Instrumente und eine geführte Luftführung, die möglichst wenige Verwirbelungen zulässt. „Selbst Bewegung im OP wird reduziert – jede Turbulenz bedeutet potenzielle Keimverteilung“, erklärt die Expertin.

Auch Patient*innen und Besucher*innen tragen Verantwortung. Impfungen helfen effizient Infektionskrankheiten zu verhindern. Wer krank ist, sollte auf einen Besuch im Krankenhaus verzichten – Besucher*innen mit Symptomen wie Husten, Schnupfen, Erbrechen oder Durchfall haben dort nichts verloren.