Herzmedizin: Hochmoderne Therapieangebote verbessern Versorgung

Primar Dr. Andreas Ochsenhofer in der Klinik Oberwart
Primarius Dr. Andreas Ochsenhofer, Leiter der Abteilung für Innere Medizin in der Klinik Oberwart, sprach in der Radio Burgenland Sprechstunde zum Thema interventionelle Herzmedizin.

Die Klinik Oberwart zeigt, wie moderne Herzmedizin heute funktionieren kann: interdisziplinär, hochspezialisiert, zunehmend ambulant – aber stets mit dem Menschen im Mittelpunkt. Die Klinik etabliert sich zunehmend als hochspezialisiertes Zentrum der interventionellen Kardiologie. Unter der Leitung von Primarius Dr. Andreas Ochsenhofer, Leiter der Abteilung für Innere Medizin, hat die Klinik in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte im Bereich der Herzmedizin erzielt. Moderne Technologien, interdisziplinäre Behandlungsansätze und die kontinuierliche Ausweitung des Leistungsportfolios ermöglichen heute eine umfassende Versorgung.

„Unser Herzkatheterlabor bildet die gesamte Bandbreite der interventionellen Kardiologie ab“, erklärt Dr. Ochsenhofer. Dazu zählen sowohl Links- und Rechts-Herzkatheteruntersuchungen als auch modernste Verfahren wie Rotablation und intrakoronare Shockwave (Verfahren zur Behandlung von stark verkalkten und engen Stellen in den Herzkranzgefäßen) und die Implantation aller Arten von Herzschrittmachern. Weiters wird ein EPU-Labor betrieben, in dem alle Arten von Rhythmusstörungen behandelt werden. Seit Kurzem werden auch Eingriffe bei strukturellen Herzerkrankungen, beispielsweise Klappenerkrankungen, durchgeführt.  

Das Einzugsgebiet der Klinik reicht weit über die Bezirksgrenzen hinaus: Aufgrund der geographischen Lage – über 70 Kilometer bis Wiener Neustadt, mehr als 80 Kilometer bis Graz – übernimmt Oberwart zunehmend eine zentrale Rolle in der regionalen Notfallversorgung. „Wir behandeln täglich bis zu zehn Katheter-Patient*innen und zunehmend auch Akutfälle berichtet Ochsenhofer.

Individualisierte Behandlung durch interdisziplinäre Teams

Ein wesentlicher Fortschritt in der heutigen Kardiologie ist laut Ochsenhofer das strukturierte Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen. Das sogenannte „Heart-Team“ besteht aus interventionellen und konservativen Kardiolog*innen sowie Herzchirurg*innen (aus Partnerkliniken). Es trifft alle wesentlichen Entscheidungen gemeinschaftlich mit den Patient*innen. „Ziel ist es, für jeden Betroffenen ein individuell abgestimmtes Therapiekonzept zu entwickeln. Das erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern stärkt auch das Vertrauen“, so Ochsenhofer. Besonders bei komplexen Fällen mit kombinierten Problemstellungen (Klappen und Gefäße) sei diese Teamarbeit von entscheidender Bedeutung.

Zu den häufigsten Eingriffen zählen heutzutage Links-Herzkatheteruntersuchungen bei Koronarverengungen, meist verbunden mit der Implantation von Stents. Zunehmend wird auch die Katheterablation bei Rhythmusstörungen wie zum Beispiel Vorhofflimmern durchgeführt – hier erfolgt die Verödung des verursachenden Gewebes.

Minimalinvasiv statt offen

Die minimalinvasive Herztherapie ist zu einer tragenden Säule der modernen Medizin geworden. Primar Ochsenhofer betont dennoch die Bedeutung realistischer Einschätzungen: „Nicht jeder Eingriff lässt sich durch Katheter-Techniken lösen. In manchen Fällen ist eine Operation am offenen Herzen alternativlos.“ Ein markanter Fortschritt sei jedoch, dass etwa schwer kranken und älteren Patient*innen mittels kathetergestützter Clip-Verfahren eine schonende Behandlung von beispielsweise Klappenerkrankungen angeboten werden kann.

Oberwart setzt zudem auch auf eine ambulante Versorgung: Zwei bis vier Patient*innen erhalten täglich eine diagnostische Koronaruntersuchung in tagesklinischer Form. Auch Schrittmacher können mit maximal einer Übernachtung als Aufenthaltsdauer implantiert werden. Bei Ablationen zeigt sich der Experte zurückhaltend. Komplikationen in den Leisten seien nicht auszuschließen. Hier sei die stationäre Überwachung weiterhin geboten.

Langfristig erwartet Primar Ochsenhofer jedoch, dass 30 Prozent der Eingriffe ambulant durchgeführt werden könnten – ein Schritt zur Effizienzsteigerung in Zeiten begrenzter Ressourcen.

Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI)

Den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Klinik Oberwart sieht man kritisch. Für hochkomplexe Eingriffe reiche die reine Rechenleistung nicht aus. Klinisches Urteilsvermögen sei, zumindest derzeit noch, durch nichts zu ersetzen, so der Tenor des Kardiologen. Dennoch sieht er Potenzial in der Vorplanung mittels KI-gestützter Bildverarbeitung und der Analyse vergangener Komplikationen.

Trotz aller technologischen Fortschritte bleibt der persönliche Kontakt essentiell. Die Aufklärung, Vorbereitung und emotionale Betreuung von Patient*innen vor, während und nach dem Eingriff sieht Primar Ochsenhofer als zentrale Aufgabe: „Wir müssen die Angst nehmen, nicht nur durch Fakten, sondern durch Vertrauen.“ Dazu gehört auch, dass Patient*innen im Katheterlabor von Ärzt*innen betreut werden, die sie bereits kennengelernt haben – eine Kontinuität, die Sicherheit vermittelt. Die medizinische Technik in einem sei Katheterlabor beeindruckend, aber letztlich bleibe das Gespräch das wichtigste Instrument.

Vorbereitung und Nachsorge

Für viele Eingriffe gilt: Je besser die Vorbereitung, desto schneller die Genesung. In Zusammenarbeit mit Reha-Zentren kümmert sich die Klinik Oberwart um den nahtlosen Übergang in die Rehabilitation. Auch die Prävention rückt verstärkt in den Fokus: „Rauchen und ein hoher Cholesterinspiegel sind Hauptverursacher kardiovaskulärer Erkrankungen. Wer den Nikotinkonsum nicht einstellt, wird immer wieder bei uns zu Gast sein“, warnt der Primarius.

Neben der medikamentösen Therapie, die unbedingt strikt eingehalten werden sollte, spielen, natürlich individuell angepasst an die Schwere der Erkrankung, gesunde Ernährung und moderater Ausdauersport zentrale Rollen.