Hämorrhoiden: „Vorsorge als wichtige Komponente.“

Am 21. April 2022 drehte sich die „Radio Burgenland Sprechstunde“ um das Thema „Hämorrhoiden“. ORF-Moderator Marin Berlakovich sprach darüber mit Oberarzt Dr. Ferenc Luka von der Chirurgie am Krankenhaus Oberpullendorf.

Grundsätzlich habe jeder Mensch Hämorrhoiden, es handelt sich dabei um Gefäßpolster beim Schließmuskel und sie spielen eine wichtige Rolle bei der sogenannten „Feininkontenz“, erklärt der Oberarzt. „Diese Polster haben eine zuführende Arterie und auch abführende Venen, sie sind normalerweise mit Blut gefüllt und halten so den After dicht. Beim Stuhlgang entleeren sich diese Polster, damit der Stuhlgang erfolgen kann“, so Dr. Ferenc Luka. Sobald das Gleichgewicht zwischen Blutzufuhr und –abfuhr gestört sei, können die Hämorrhoiden krankhaft vergrößert werden.

Verschiedene Stadien und Symptome

„Es gibt dabei eine Einteilung in verschiedene Stadien. Stadium eins erkennt man nur bei einer Darmspiegelung, bei Stadium zwei können die Hämorrhoiden beim Stuhlgang herausfallen und sich aber später wieder zurückziehen. Bei Stadium drei sind sie dauerhaft außerhalb, können aber reponiert werden. Im vierten Stadium sind die Hämorrhoiden außerhalb fixiert und können nicht reponiert werden,“ so Dr. Luka. Die Symptomatik sei dabei aber nicht unbedingt abhängig von der Größe der Hämorrhoiden. Das häufigste Symptom sei die Blutung, die beim, nach oder unabhängig vom Stuhlgang stattfinden kann. „Schmerzen treten eigentlich nur bei Komplikationen auf, bei fortgeschrittenen Stadien kann es zu einem Fremdkörpergefühl am After kommen. Auch Nässen, Stuhlschmierung und verschmutzte Unterwäsche können vorkommen“, erklärt der Oberarzt.

Behandlung bei Hämorrhoiden

Sollte man Symptome für Hämorrhoiden erkennen, so können Allgemeinmediziner bzw. Allgemeinmedizinerinnen oder Internisten/Internistinnen eine medikamentöse Therapie einleiten. Allerdings handelt es sich um eine chirurgische Erkrankung, die von einem Chirurgen oder einer Chirurgin abgeklärt und auch therapiert werden muss. 

Die Behandlung könne auf verschiedenen Wegen geschehen. „Es gibt Tabletten, Zäpfchen und auch verschiedene Salben. Bei diesen Behandlungen berichten 50 bis 60 Prozent der Patientinnen und Patienten bei der ersten Kontrolle bereits über deutliche Verbesserungen, manche sind sogar beschwerdefrei. Ob Sitzbäder auch helfen, dafür gibt es bis dato keine wissenschaftlichen Beweise“, erklärt Dr. Luka. Eine Kombination von Tabletten, Zäpfchen und Salbe seien je nach Symptomatik der Weg zu einer erfolgreichen Behandlung.

Wenn eine konservative Behandlung nicht hilft, seien allerdings auch chirurgische Eingriffe notwendig. „Bei Stadium eins und zwei kann eine Verödung oder ein Abschnüren notwendig sein. Ab Stadium drei kann eine Operation notwendig sein, abhängig vom Wunsch der zu behandelnden Person und den Risikofaktoren. Je nach Fall ist ein kleinerer oder größerer Eingriff notwendig, bei dem entweder Arterien verkürzt werden oder Hämorrhoiden ganz entfernt werden müssen“, so Dr. Luka. Nach einer Operation bestehe auch das Risiko, dass Hämorrhoiden wiederkommen. „Die Rate hierbei liegt bei zehn bis 20 Prozent, allerdings ist eine erneute Operation nur in zwei Prozent der Fälle notwendig“, so der Chirurg.

Risikofaktoren und Vorsorge

Am häufigsten treten Hämorrhoiden zwischen dem 45. und dem 65. Lebensjahr auf, allerdings nicht exklusiv in diesem Alter. Das Sitzen auf kalten Oberflächen könne die Bildung von Hämorrhoiden begünstigen. „Als Vorsorge ist am wichtigsten die ‚Stuhlobsorge‘, der Stuhlgang sollte ohne pressen stattfinden. Dazu ist ausreichendes Trinken und eine gesunde Ernährung hilfreich. Außerdem sollte eine entsprechende Hygiene mit Duschen nach dem Stuhlgang stattfinden und es sollten aufgrund der enthaltenen Chemikalien keine Feuchttücher verwendet werden“, so Dr. Luka.

Eine Vererbung von Hämorrhoiden sei außerdem möglich, viele Betroffene beschreiben die Beschwerden als ein „Familienproblem“. Auch eine Schwangerschaft sei ein Risikofaktor, allerdings bilden sie Hämorrhoiden sehr oft nach dem Ende der Schwangerschaft wieder zurück. Übergewicht in Kombination mit einem bewegungsarmen Lebensstil begünstige ebenfalls Hämorrhoiden, ebenso wie chronische Verstopfung bzw. Durchfall und übermäßiger Alkohol- und Koffeinkonsum.

Jeden zweiten Donnerstag auf Radio Burgenland

Die „Radio Burgenland Sprechstunde“ wird jeden zweiten Donnerstag von 15 bis 16 Uhr auf Radio Burgenland ausgestrahlt. Ärztinnen und Ärzte der KRAGES sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Sozialen Dienste Burgenland antworten in der Sendung auf Fragen der Moderatorinnen und Moderatoren zu aktuellen Gesundheitsthemen.

"Radio Burgenland Sprechstunde" - Landesstudio Burgenland (orf.at)