Gesundes Sehen: Schlüssel zu Lebensqualität und Wohlbefinden

Porträtbild von Oberarzt Dr. Charilaos Nichorlis
Augenchirurg Oberarzt Dr. Charilaos Nichorlis in der Radio Burgenland Sprechstunde über Augenerkrankungen und darüber, wie man seine Augen gesund halten kann.

Unsere Augen sind weit mehr als nur ein „Spiegel der Seele“ – sie nehmen über 80 Prozent aller Sinneseindrücke auf und sind das Tor zur Welt. Doch wie wichtig ist gutes Sehen wirklich? Dr. Charilaos Nichorlis, Oberarzt für Augenheilkunde in der Klinik Oberpullendorf, erklärt in der Radio Burgenland Sprechstunde mit Nicole Aigner, wie wir unsere Augengesundheit früh fördern können, welche Rolle Ernährung und regelmäßige Vorsorge spielen und wie moderne Augenmedizin heute hilft.

Augengesundheit beginnt mit gesunder Lebensweise

Gutes Sehen erleichtert das Leben ungemein: Gestik und Mimik der Mitmenschen werden erst dadurch erfahrbar. Für eine langfristig gesunde Sehkraft empfiehlt Dr. Nichorlis vor allem eine ausgewogene Ernährung, die reich an Vitaminen wie Vitamin A und Carotinoiden ist – beispielsweise durch Gemüse und Karotten. Nahrungsergänzungsmittel seien für junge, gesunde Menschen meist nicht nötig, bei älteren Personen mit Vitaminmangel hingegen schon. Ein gesunder Lebensstil schützt außerdem vor Erkrankungen wie Diabetes, die gravierende Augenprobleme wie die diabetische Retinopathie verursachen können. Diese Netzhauterkrankung kann im schlimmsten Fall bis zur Erblindung führen.

Früherkennung ist entscheidend

Augenärztliche Kontrollen sollten früh beginnen, bereits bei Babys wird kurz nach der Geburt die Sehkraft untersucht. Später helfen regelmäßige Eltern-Kind-Pass-Untersuchungen, Fehlsichtigkeiten und Krankheiten früh zu erkennen. Ab 40 Jahren empfiehlt Dr. Nichorlis ein spezielles Screening auf den Grünen Star (Glaukom), da viele Betroffene lange keine Symptome spüren und eine späte Diagnose oft zu spät für wirksame Therapien ist.

Moderne Operationsmethoden sorgen für Sicherheit

Operationen, wie die Behandlung des Grauen Stars, sind heutzutage Routine. Die Linsentrübung beginnt meist ab etwa 60 Jahren. Mikrochirurgische Eingriffe dauern meist nur zehn Minuten und verlaufen dank moderner Technik nahezu komplikationslos. Auch Netzhaut- und Glaskörpererkrankungen können bzw. müssen operativ behandelt werden, vor allem dann, wenn sich Netzhautablösungen ankündigen. Mögliche Symptome dafür sind Wahrnehmungen von Lichterscheinungen wie Blitzen, Funken oder Flimmern, sogenannte Photopsien. „Mit der Netzhaut sollte man sich nicht spielen, es kann viel passieren, das dann irreversibel ist“, so Nichorlis.

Ab 40 oder 50 Jahren bemerken viele Patient*innen schwarze Punkte, die wie kleine Mücken vor dem Auge auftauchen. Der Fachterminus dafür lautet Mouches Volantes. Es kann ein Symptom dafür sein, dass die Patient*innen Probleme mit der Netzhaut oder mit dem Glaskörper haben, muss es aber nicht. Der Rat des Experten: zur Sicherheit zum Augenfacharzt oder der Augenfachärztin gehen und den Augenhintergrund kontrollieren lassen. „Da das Gehirn sehr viel kompensiert, merken viele Menschen diese schwarzen Punkte gar nicht. Kommt es jedoch zu einer Netzhautablösung, muss dies operativ saniert werden“, betont der Experte. Je früher hier therapiert wird, desto größer ist die Chance auf Besserung.

Mehr als nur Schönheit: Lidoperationen verbessern das Sehvermögen

Ältere Menschen leiden häufig unter hängenden Schlupflidern (Dermatochalase), die das Gesichtsfeld stark einschränken können. Hier sind Eingriffe oft medizinisch notwendig. „Patientinnen und Patienten können nach oben oder auf der Seite nichts mehr sehen. Das ist wie eine Scheuklappe. Das kann beispielsweise beim Autofahren große Probleme verursachen“, weiß Dr. Nichorlis. Die Kosten dieser Operationen übernimmt nach einem Bewilligungsprozess in der Regel die Krankenversicherung. Rein kosmetische Lidstraffungen müssen privat bezahlt werden. Lidoperationen dauern, an beiden Augen durchgeführt, etwa eine halbe Stunde. „Dabei wird ein Stück der Haut vom hängenden Lid entfernt. „Die Operation ist mehr oder weniger eine Routine und schmerzlos“, so der Augenfacharzt.

Tipps für die digitale Zeit: Bildschirmarbeit und Augengesundheit

In unserer digitalisierten Welt verbringen viele Menschen, auch Kinder und Jugendliche, viel Zeit vor Bildschirmen. Das führt häufig zu trockenen Augen, auch Sicca-Symptomatik genannt, und kann die Kurzsichtigkeit fördern.

Nicht nur von trockenen Augen, sondern auch von der progressiven Myopie sind häufig Kinder und Jugendliche betroffen. Darunter versteht man eine fortschreitende Kurzsichtigkeit. In zahlreichen Studien wurde bewiesen, dass die massive Nutzung von Bildschirmen zu dieser Steigung der Kurzsichtigkeit führen kann, vor allem während der Wachstumsphase bis zum 18. Lebensjahr. „Diese Art der Fehlsichtigkeit würde ohne die intensive Nutzung von Bildschirmen nicht auftauchen“, betont Dr. Nichorlis.

Er rät deshalb zu bewusster Bildschirmnutzung mit regelmäßigen Pausen – ein paar Minuten vom Gerät weg in die Ferne schauen – und zu ausreichend Zeit im Freien, um die Augen zu entlasten und gesund zu erhalten.