Chronischer Schmerz, langwierige Erkrankungen oder schockierende Diagnosen – all das schlägt sich bei Patient*innen auch auf die Psyche. Hier kommen die klinischen Psycholog*innen, wie Dr.in Zuzana Ondrejka aus der Klinik Kittsee, zum Einsatz. Ihr Aufgabengebiet ist vielfältig: „Wir unterstützen natürlich mit Gesprächen, aber wir behandeln auch kognitive Defizite – etwa nach Operationen – mit speziellen Trainings oder motivieren Patientinnen und Patienten, die verordneten Übungen oder Therapien nach der Entlassung fortzusetzen“, so Ondrejka.
Operationen gelingen, Wunden verheilen – vollständig „gesund“ ist man aber nur, wenn Körper und Seele in Balance sind. „Wer körperliche Probleme hat, dem geht es meist auch psychisch nicht gut“, weiß Ondrejka. Der Vorteil: Maßnahmen, die gut für die körperliche Gesundheit sind, also Bewegung an der frischen Luft, ausreichend Schlaf und gesunde Ernährung, wirken sich auch auf die Seele positiv aus. Sie stärken das Herz-Kreislauf-System, die Immunabwehr, das Wohlbefinden und das Selbstwertgefühl genauso wie das Nervensystem und somit das Gehirn und die Psyche.
Resilienz – eine wichtige Eigenschaft
Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang oft vorkommt, ist „Resilienz“. Doch was bedeutet das genau? Dr. Ondrejka: „Unter Resilienz versteht man psychische Widerstandsfähigkeit. Es geht darum, Krisen, Verluste oder Rückschläge zu meistern. Resilienz ist keine angeborene Eigenschaft, sondern kann in der Kindheit durch positive Unterstützung von Bezugspersonen erworben werden.“
Auch in höherem Alter ist es durch die Unterstützung von Psycholog*innen möglich, die Resilienz zu stärken. Wichtig ist es dabei, an sein eigenes Können zu glauben, die Opferrolle zu verlassen und soziale Beziehungen aufzubauen.
Aus den eigenen Ressourcen Kraft schöpfen
Wie kann man in Phasen körperlicher Probleme psychisch stark bleiben? „Viele körperliche Probleme sind nur vorübergehend. Alleine diese Tatsache kann uns schon dabei helfen, positiv zu bleiben. Viele Menschen haben in ihrer Vergangenheit bereits Krisen bewältigt. Auch daraus kann man Kraft schöpfen“, sagt Psychologin Dr. Zuzana Ondrejka. „Für uns als Psychologinnen und Psychologen geht es zuerst einmal darum, eine Beziehung zu den Patientinnen und Patienten aufzubauen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie mit ihrem Leid nicht alleine sind. Danach schauen wir, welche positiven Ressourcen die Patientinnen und Patienten haben, um aus einer negativen Lebensphase wieder herauszukommen.“
Ein langer Krankenhausaufenthalt kann auch resiliente Menschen an ihre Grenzen bringen. Ondrejka: „Hier versuchen wir, den Patientinnen und Patienten Sicherheit zu geben und für Ablenkung zu sorgen – durch Gespräche, kleine Gedächtnis- oder Konzentrationsübungen. Bei Schmerzen helfen Entspannungsmaßnahmen.“
Offen über Sorgen und Gefühle sprechen
Im Krankheitsfall sind Angehörige natürlich wichtige Bezugspersonen. Geht es um schwerwiegende oder tödliche Diagnosen, kommt es teilweise sogar zu einer Umkehr: Die Erkrankten haben sich mit ihrem Schicksal arrangiert und müssen Angehörige trösten und aufbauen. „Hier hilft es, Emotionen zu zeigen. Es ist normal, dass man weint, auch wenn viele glauben, dass Tränen ein Zeichen von Schwäche sind“, so Ondrejka.
Aktuell befinden wir uns in einer Zeit von Krisen und Kriegen. Wie ist es denn da grundsätzlich um die Psyche der Menschen bestellt? Ondrejka: „Das ist sehr abhängig von der Persönlichkeit. Grundsätzlich ist es für alle Menschen ratsam, auf ihre psychische Gesundheit zu achten. Durch positive Aktivitäten und Hobbys kann ich etwas für meine Psyche tun. Spaziergänge oder Bücher helfen einem, sich zu entspannen. Wichtig ist auch, offen über Sorgen und Gefühle zu sprechen und soziale Kontakte zu pflegen.“
Alarmsignale rechtzeitig beachten
„Wenn sich jemand verschließt, plötzlich nicht mehr spricht, nicht mehr rausgehen möchte oder nur noch negative Dinge sagt, ist das ein Signal, dass sich in der Psyche etwas tut oder etwas nicht stimmt. Ein erster Schritt ist es, zum Hausarzt zu gehen. Der kann uns weiterleiten und an die richtigen Stellen verweisen“, so Ondrejka abschließend.
Die Menschen seien heutzutage besser aufgeklärt und offener für Gespräche mit Psycholog*innen oder Psychotherapeut*innen. Dadurch, dass Sitzungen auch online stattfinden können, sinke die Hemmschwelle weiter.